Viele sprechen darüber, wenige wenden es an. Aber: Gekonnt eingesetzt ist Storytelling ein wunderbares Werkzeug. Nur: Was ist denn eigentlich eine Geschichte und wie entwickelt man sie? Hier erfährst Du, was Du als Solopreneur wissen musst und bekommst und praktische Beispiele.
Das oft zitierte „Kino im Kopf“ entsteht nicht durch ein Thema, sondern mit Hilfe einer Geschichte. Geschichten zu erzählen, hat eine jahrtausendealte Tradition. Die Ziele der Erzähler waren – und sind bis heute – im Wesentlichen unverändert: Der Zuhörer, Zuschauer oder Leser soll sich auf emotionaler Ebene angesprochen und unterhalten fühlen, auf diese Weise Informationen erhalten oder etwas lernen. Storytelling ist also die perfekte Methode, um anderen Menschen im Gedächtnis bleiben.
Ein Thema ist noch lange keine Geschichte.
Bei der Auswahl der Geschichte ist die Frage nach dem Zweck, den sie erfüllen soll, entscheidend. Aus unternehmerischer Sicht ist das meistens ganz einfach: Die Geschichte soll Marketing und PR unterstützen.
Am besten funktioniert das mit Geschichten, die Menschen berühren. Sie können beeindruckend, lehrreich, lustig oder auch spannend sein – die Hauptsache ist: Das Unternehmen oder das Produkt spielt eine angenehme Rolle.
Positiv im Gespräch sein: Gerade Selbstständige und UnternehmerInnen haben hier große Vorteile. Du bist untrennbar mit Deinem Geschäft verbunden und kannst Kunden ganz persönliche Geschichten bieten.
Aber wie soll das gehen? Dieses Storytelling?
Lass mich dazu kurz ein wenig ausholen. Ich hatte während meines Volontariats beim Norddeutschen Rundfunk ein seeehr langes Seminar, in dem uns Jung-Journalisten das Fernsehhandwerk beigebracht wurde. Trainer war u. a. Gregor Alexander Heussen, dessen Wissen und Können mich bis heute begleitet.
Von ihm stammt der (mindestens in öffentlich-rechtlichen Fernsehkreisen) berühmt-berüchtigte Erzählsatz. Einige wenige Menschen beherrschen ihn intuitiv, ohne jemals ein Heussen-Seminar besucht zu haben. Für den großen Rest ist der Erzählsatz das perfekte Werkzeug für gutes Storytelling.
Nun ist der Erzählsatz zu komplex, um ihn mal eben in einem Blogbeitrag abzuhandeln. Aber ein paar wichtige Tipps oder Kernpunkte möchte ich herausfiltern, damit Du eine gute Orientierung in Sachen Storytelling bekommst.
1. Deine Geschichte muss logisch aufgebaut sein und einer einfachen Struktur folgen: Sie braucht eine emotionale Ausgangssituation und einen roten Faden.
2. Konzentriere Dich auf das Wesentliche.
3. Deine Geschichte braucht eine Hauptfigur (das kannst Du selbst sein oder auch ein Produkt), die sich durch prägnante, typische Merkmale auszeichnet. Diese Hauptfigur muss eine nachvollziehbare Entwicklung durchlaufen (eine Art vorher/nachher)
4. Nutze Metaphern / Bilder / Symbole.
5. Achte auf einen Spannungsbogen, der klar zu Deiner Kernbotschaft führt.
6. Da Du sicherlich eine positive Botschaft verbreiten möchtest, braucht die Geschichte eine Art Happy End, eine Pointe oder einen Höhepunkt.
So viel zur Theorie. Praktische Beispiele gefällig? Geradezu perfekt umgesetzt wird Storytelling von Unternehmen wie Red Bull, Coca Cola oder Hornbach. Lern von den Großen! Im Fokus steht ein (Lebens-)Gefühl, das den Zuschauer oder Leser mit dem Unternehmen verbindet. Genau das können auch Selbstständige und kleine Unternehmen erreichen. Es braucht kein aufwändig produziertes Video oder einen Sprung aus dem all.
Die „Über-mich/uns-Seite“ auf der Website und Blogartikel bzw. Podcast-Episoden oder einfache Live-Videos sind perfekte Orte für Dein Storytelling.
Gibt es Wendepunkte in Deinem Leben, in Deiner Karriere? Musstest Du um etws kämpfen? Wie war Deine Unternehmensgründung? Das sind die Aufhänger für klassisches Storytelling. Sprich Deine Zielgruppe auf einer emotionalen Ebene an und bau so eine Verbindung zu ihr auf.
Gibt es beim Storytelling auch No-Gos?
Auf jeden Fall. Wenn Du Deine Geschichte erzählst und einen echten Wandel durchlebt hast, dann hüte Dich, Dir ständig auf die Schulter zu klopfen und Dich zu loben. Deine Geschichte sollte sympathisch und menschlich sein, nicht angeberisch.
Lästern und über andere herziehen kommt auch nicht so gut. Weder über Kunden, noch über Mitarbeiter oder Kooperationspartner erzählt man fiese Geschichten. Das stellt Dich als Erzähler sonst in ein sehr schlechtes Licht. Und last, not least: Jammern geht gar nicht.
Wem erzählst Du Deine Geschichten?
Journalisten lieben Geschichten, Kunden und potenzielle Mitarbeiter auch. Überleg Dir daher genau, welcher Dialoggruppe Du welche Story wie erzählst. Gründer-Geschichten sind für die Presse spannend, Kunden wollen auch Geschichten rund um Dein Angebot hören und für Bewerber ist der Blick hinter die Kulissen wichtig.
Also: Ran ans Werk, finde Deine Geschichte(n) und erzähl sie! Oder hast Du Deine Geschichte schon veröffentlicht? Dann verlink doch Dein Storytelling-Beispiel in den Kommentaren.