Social Media kostet Zeit, ohne Zweifel. Die Frage ist: Ist das gut investierte Zeit oder nicht? Und kann man heute als Selbstständige*r oder Geschäftsführende*r vielleicht auch ohne Social Media erfolgreich sein? Ist es ethisch nicht sogar geboten, sich davon fernzuhalten?
Mir begegnen privat und beruflich immer wieder Menschen, die Social Media für sich weitgehend oder auch komplett ablehnen. Und ganz ehrlich: Es überrascht mich nicht. Die Diskussionen um Facebook (und damit auch um Instagram und WhatsApp) reißen nicht ab. Whistleblowerin Frances Haugen hat es auf den Punkt gebracht: „Facebook verdient Geld mit Hass und Wut.“
Aber nicht nur das. Insbesondere die Fotoplattform Instagram treibt durch den ständigen Vergleich mit unrealistischen Schönheitsidealen junge Mädchen nachweislich in Essstörungen, sagt Haugen und beruft sich auf eine interne Studie. Es gibt also gute Gründe, die Nutzung von Instagram und Facebook zu reduzieren und dieses System nicht weiter zu unterstützen.
Gleichzeitig sind soziale Netzwerke unglaubliche Zeitfresser. Sie rauben Dir Minute um Minute, auch im beruflichen Kontext. Immer wieder wollen neue Beiträge produziert werden. Unterm Strich kommt dabei allzu oft Frust auf und nicht Freude. Warum?
Social Media verführt dazu, sich ständig mit anderen zu vergleichen
Privat (aufgeräumteres Haus, schickere Kleidung, tollere Reisen) genauso wie beruflich: Mitbewerber*in x hat ein neues Angebot. Müsste ich sowas nicht auch machen? Überhaupt ist bei anderen der Feed schöner, die Reels sind kreativer und die Stories sind persönlicher … Das macht hochgradig unzufrieden und vor allem kommst Du immer mehr von Deinem eigenen Weg ab.
Negatives macht sich in Deinem Kopf breit und Du ertappst Dich bei Gedanken wie „Ich bin nicht gut genug“, „Ich schaff das nicht“, „Ich bin zu doof für Reels“, „Was ich poste, das will eh keiner lesen“ und so weiter.
Ich kenne das nicht nur aus meinen Beratungen, sondern auch von mir. Ohne Coaching würde ich heute noch nicht klar sehen. Ein Zeit lang hatte ich ein dickes Brett vor dem Kopf, hatte keine eigenen Ziele mehr, weil ich ständig auf die der anderen geschaut habe. Innerlich war ich komplett leer.
Während ich mühelos meinen Kund*innen zeigen konnte, wie und wo sie ihren eigenen Weg finden, war rings um mich herum dichter Nebel. Und was macht man, wenn man heute im Nebel stochert? Viele meiner Kund*innen verfallen in eine Art Schockstarre. Sie tun einfach nichts und hoffen auf eine Eingebung. Oder sie vertrödeln Zeit in sozialen Netzwerken und suchen vermeintlich nach Inspiration. So wie ich und wie viele andere auch. Zielloses Klicken und Wischen inspiriert aber nicht.
Social Media lenkt ab und betäubt
Immer wieder der Griff zum Smartphone, immer wieder eine neue Ablenkung. Wieder Vergleiche, die an jeder Ecke lauern. Eine frustrierende Abwärtsspirale. Noch einen Kurs buchen? Bei einer Challenge mitmachen? Liken, kommentieren, weiter nach dem Weg suchen …
Keine Sorge: Es liegt nicht an Dir oder mir. Soziale Netzwerke sind bewusst so gestaltet, dass wir möglichst viel Zeit auf der jeweiligen Plattform verbringen. Je mehr Du dort online bist, desto mehr Anzeigen kann man Dir ausspielen und desto mehr Geld spülst Du der Plattform in die Tasche. Schön für Facebook und all die anderen Anbieter, unangenehm für uns Unser*innen. Nur:
Kannst Du es Dir heute noch leisten, nicht in den sozialen Netzwerken präsent zu sein?
Es mag überraschen, aber die Marketing-Welt besteht aus mehr als nur aus Instagram, LinkedIn und Konsorten. Zum Content Marketing gehören z. B. auch Websites, Blogs und Podcasts. Diese setzen nicht auf den kleinen Happen zwischendurch, sondern darauf, dass Du mit Deinem Unternehmen langfristig in den Suchmaschinen präsent bist. Ein unschätzbarer Vorteil, verglichen mit den schnelllebigen Social-Media-Kanälen. Trotzdem halte ich es für falsch, Social Media komplett zu verteufeln.
Viele Menschen und Unternehmen, die Gutes tun, konnten mit Hilfe von Facebook, Instagram und Co. sichtbarer werden und nutzen die Kanäle, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Beispiele gefällig?
Viva con Agua, Goldeimer, Patagonia, Vaude, Fridays for Future, Hessnatur, Grüner Knopf, Armedangels, Save the Children, Die Umweltdruckerei, Verena Pausder … Es gibt so viele!
Die Frage ist also nicht unbedingt, ob es ohne Social Media geht, sondern wie viel Social Media Du brauchst und welche weiteren Kanäle Du sinnvoll für Dich einsetzen kannst. Es gibt diverse Möglichkeiten, soziale Netzwerke in Deinem Marketing unterzubringen – oder zum großen Teil wegzulassen. Du könntest unter anderem folgende Kombinationen nutzen:
- Website + Blog/Podcast + Werbeanzeigen in Social Media
- Website + Blog/Podcast + Pinterest
- Website + YouTube-Kanal + Social-Media-Kanäle
- Website + Newsletter + Werbeanzeigen in Social Media
- Website + Social-Media-Kanäle
Diese Liste könnte ich um diverse Kombis erweitern, aber Du siehst, dass vieles möglich ist. Pinterest zähle ich übrigens nicht zu Social Media, weil es einfach kein Netzwerk ist, das dem persönlichen Austausch dient. Es ist mehr eine Bildersuchmaschine, die Dir viel Traffic auf die Website oder auf Blog und Podcast bringen kann. Spiel doch mal im Kopf durch, welche Kombination sich gut für Dich anfühlt.
Die einzige Variante, von der ich definitiv abrate, ist die, bei der Du im Marketing ausschließlich auf fremde Kanäle setzt. Bau niemals Dein Haus auf geliehenem Grund. Achte darauf, dass Du eine Basis hast, die Dir gehört. Dazu zählt in erster Linie die eigene Website, aber auch ein Blog oder ein Podcast gehören dazu.
Wie kannst Du Social Media nun erfolgreich in Deinen Marketing-Mix integrieren?
Um zu klären, inwieweit Du Social-Media-Kanäle brauchst, spul noch einmal ganz zurück auf Anfang. Wer ist Deine Zielgruppe? Wo ist sie aktiv? Welche Kanäle magst Du, was bereitet Dir Freude? Wie viel Zeit und/oder Geld kannst und willst Du investieren?
„Alle sagen, dass Instagram so toll ist, deshalb bin ich da aktiv“, ist keine Strategie.
Wenn Dir soziale Netzwerke aus ethischen Gründen Bauchschmerzen machen, dann verstehe ich das zu gut. In diesem Fall hast Du zwei Möglichkeiten:
- Du verzichtest konsequent darauf und schaltest auch keine Anzeigen. Denn letzteres befeuert das System nur noch mehr.
- Du akzeptierst, dass die Rahmenbedingungen so sind, wie sie sind. Noch einmal: Social Media ist, was wir daraus machen. Und das kann auch etwas Gutes sein. Es gibt noch echte Verbindungen und Freundschaften, die dort entstehen. Es gibt Hilfsbereitschaft, intelligente Diskussionen und eben auch die unkomplizierte Möglichkeit, auf Dich und Deine Arbeit aufmerksam zu machen. Ob mit organischer Reichweite oder über Anzeigen.
Wenn Du Dich für Letzteres entscheidest, dann achte darauf, dass Du nicht in den beschriebenen Strudel gerätst, der Dir Deine Energie raubt. Ich habe 10 Vorschläge, wie Du Social Media erfolgreich nutzen kannst, ohne dabei wahnsinnig zu werden:
- Starte in den Tag ohne Dein Smartphone und ohne Social Media.
- Stell die Benachrichtigungen der Apps ab, damit Du den Fokus halten kannst.
- Besser noch: Entferne die Social-Media-Apps komplett vom Smartphone. Du kannst alles vom Desktop aus nutzen. Auch Instagram.
- Leg feste Zeiten fest, in denen Du Content produzierst und Zeiten, zu denen Du selbst aktiv bist, also kommentierst und likst.
- Wenn Du oft aus lauter Langeweile zum Handy greifst: Leg Dir eine Alternative bereit. Wie wäre es, wenn Du ein Buch liest oder spazieren gehst?
- Gönn Dir Auszeiten, wenn Du es möchtest. Du darfst auch zwei oder drei Wochen Urlaub haben und offline sein. Das ist okay und führt nicht zu massivem Reichweitenverlust.
- Kommunizier Deine Grenzen. Du möchtest keine Direktnachrichten? Dann sag, wie man Dich stattdessen zuverlässig erreicht und steh dazu. Dein Geschäft, Deine Regeln.
- Achte darauf, dass Du in einer guten Stimmung bist, wenn in den sozialen Medien aktiv wirst.
- Etabliere Routinen und Abläufe, die Dir das Content Marketing leicht machen.
- Sei stärker im Hier und Jetzt aktiv als in Social Media.
Deine Arbeit lebt davon, dass Du Freude an dem hast, was Du tust. Das gilt auch für den Bereich Marketing. Am besten kommst Du meiner Erfahrung nach vorwärts, wenn Du einen guten Mix findest, der zu Dir und Deinen Ressourcen passt. Und wenn Du allein nicht weiterkommst, unterstütze ich Dich gern dabei.
Moin, und ich bin Simone Maader, ein echtes Nordlicht, mein Credo ist #EinfachBessererContent und ich betreibe dieses Blog. Mein Ziel ist es, Dich von Blabla und Content-Chaos zu befreien. Deshalb gibt es hier viele Tipps rund ums Schreiben fürs Web.
Ich möchte, dass Du Deine Zielgruppe begeisterst, gefunden und verstanden wirst und die Möglichkeiten des Internets mit Freude, Leichtigkeit und vor allem erfolgreich nutzt. Wie wir das gemeinsam hinbekommen, das erfährst Du auf meiner Website: https://www.maader.de/leistungen/
Da stimme ich dir voll zu, dass wir selbst Social-Media für uns gestalten können. FB nutze ich gerne für Gruppen, wo ich regelmässig aktiv bin.
Liebe Grüsse und vielen Dank für deine Sichtweise.
Cornelia
Liebe Cornelia,
danke für Deinen Kommentar. Zu den FB-Gruppen habe ich auch noch keine Alternative gefunden. Das ist für mich im Moment noch einer der wenigen Gründe, bei Facebook aktiv zu bleiben.
Herzliche Grüße aus Hamburg
Simone